Naturschutz und Denkmalpflege gehen Hand in Hand

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Teilnehmer der Parkgespräche besichtigen den Wechselburger Park

Mitte Juni fand im Kloster Wechselburg (Mittelsachsen) das 1. Parkgespräch für Naturschutz und historische Parkgestaltung statt. Organisator und Veranstalter war die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU). Sie lud Fachleute der Gartendenkmalpflege und des Naturschutzes aus Verwaltungen, Verbänden, Wissenschaft sowie Planende zu dieser Fachveranstaltung ein.

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther appellierte an die versammelte Teilnehmerschaft aus Naturschutz und Denkmalpflege, künftig noch mehr gemeinsame Wege zu beschreiten. Ein regelmäßiger Informationsaustausch ist dafür dringend notwendig. Gute Beispiele müssen mehr kommuniziert werden. In der Abschlussdiskussion plädierten die Referenten in seiner Anwesenheit für mehr Geduld bei der Auswahl von neuen Baumarten zur Kompensation von Trockenheitsschäden. Sicher sind südosteuropäische Baumarten wie Flaum- und Zerreiche eine Lösung. Aber auch überlebende Exemplare lokal besonders angepasster Baumarten können Initialzündungen mit herkömmlichen Baumarten sein.

Der Stiftungsdirektor der LaNU, Dietmar Kammerschen, stellte die vielen Aktivitäten der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt vor, die im Wechselburger Schlosspark realisiert werden. Seien es die vielfältigen und kostenintensiven Aktivitäten zum Baumschutz, die biodiversitätsorientierten Wiesenmahden oder die Neophytenbekämpfung. Ebenso erhielt der Park in den letzten zwei Jahren viele Ansiedlungshilfen für geschützte Tierarten.

Henrike Schwarz vom Landesamt für Denkmalpflege erläuterte mit aussagekräftigen Bildern der Sanierung des staatlichen Gestüts in Graditz in Sachsen, wie Naturschutz und Denkmalpflege Hand in Hand gehen können. Besonders qualifizierte Fachleute beider Sparten seien jedoch notwendig, um auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Jan Uhlig, Fachbereichsleiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, berichtete über seine Erfahrungen am Beispiel der Pfaueninsel (Insel der Havel in Berlin). Insbesondere das durch den Klimawandel indizierte Sterben von Eichen macht ihm große Probleme. Die Leitbaumart wird hier deshalb immer seltener.

Bei der Eindämmung der Schäden durch Wildschweine hat sein Park gute Erfolge zu verzeichnen. Elektrozäune helfen bei der Lösung dieses Problems. Weniger erfolgreich sei allerdings die Eindämmung der Waschbären. Aufgrund eins Jagdverbotes in Berlin aus Tierschutzgründen sind seiner Stiftung die Hände gebunden. Bei der notwendigen Beweidung der zahlreichen Wiesenflächen helfen Schafe und Ziegen wie auch neuerdings Wasserbüffel mit.

Guido Puhlmann, Leiter des Biosphärenreservats Mittlere Elbe in Sachsen-Anhalt, stellte seine Arbeitserfahrungen aus dem Wörlitzer Park auf dem Fachgespräch vor. Sein Vortrag durchzog das Thema Wasser: 2002 und 2013 musste sich das Wörlitzer Gartenreich vor Hochwassern schützen. Diese bereiteten große Schäden. Deshalb wurden in den letzten Jahren an einigen Stellen Deiche zurückgebaut und somit neue Retentionsräume geschaffen.

In der letzten Zeit macht der mitteldeutschen Kulturlandschaft die Trockenheit zu schaffen. Die mehrere Hundert Jahre, sehr alten, Solitäreichen leiden besonders darunter. Viele von ihnen befinden sich im Absterben. Man versucht mit der Pflanzung von Eichengruppen Ersatz für die Zukunft zu schaffen. Auch die immer tiefer sich einschneidende Elbe raubt dem Park sein wichtiges Wasser. Mit der Reaktivierung alter Elbarme und der Beseitigung von Tiefen des Elbbettes versucht man zukünftig wieder Wasser in der Region zu halten, als es schnell abzuführen. Auch der heimische Biber kann hierbei helfen. Den Schutz der alten Bäume vor den kräftigen Zähnen des Tieres habe man gut im Griff. Giudo Puhlmann regte an, das Biosphärenreservat Mittlere Elbe auch auf den Freistaat Sachsen auszudehnen.

Von weiter angereist kam Steffen Wallerius von der Bayrischen Schlösserverwaltung. Er stellte an zahlreichen Beispielen dar, wie man Naturschutz und eine denkmalgerechte Pflege historischer Anlagen in Bayern gut umsetzt. In vielen Parkanlagen Bayerns wurde die Wiesenpflege auf Rotationsmahd umgestellt. Angepasste Mähtechnik hilft die Artenvielfalt zu schützen. Vielerorts löst eine extensive Tierhaltung die Beweidungsschwierigkeiten. Probleme bereiten in den Parkanlagen Bayerns die steigenden Bestände der Biber. Sie setzen besonders alten Bäumen mächtig zu.

Auf einer Exkursion in den Schlosspark Wechselburg zeigte Rudolf Schröder vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz, was alles im Park aus denkmalpflegerischen Aspekten zukünftig noch getan werden müsste. Parkseminare an Wochenenden, bei denen Seminarteilnehmerinnen mit anpacken, könnten hierfür eine gute Lösung sein.

Eine eindrucksvolle Führung durch die spätromanische Basilika wie auch eine abendliche Vogelstimmenwanderung rundeten die gelungene Veranstaltung ab.

Als Tagungsort für das Parkgespräch wurde ganz bewusst der Schlosspark Wechselburg ausgewählt. Er befindet sich zu großen Teilen im Eigentum der LaNU. Der achtzehn Hektar große Landschaftspark im englischen Stil umgibt das Schloss und die spätromanische Basilika. Er wurde um 1830 vom Adelsgeschlecht Schönburg im Stil eines englischen Landschaftsgartens geschaffen. Seine verschlungenen Wege führen durch 180 Jahre alten, wertvollen Baumbestand und artenreiche Wiesen bis zum Ufer der Mulde. Jedes Jahr kommen viele Menschen nach Wechselburg, um die Schönheit des Parks zu erleben.

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